Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis

Ausgewachsenes Weibchen der Europäischen Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Ausgewachsenes Weibchen der Europäischen Sumpfschildkröte – Emys orbicularis

Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis

Beschreibung

Aufgrund ihres Vorkommens ist die Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis orbicularis (Nominatform) dem mitteleuropäischen Klima sehr gut angepasst und somit für die ganzjährige Freilandhaltung besonders geeignet.
Das Verbreitungsgebiet dieser Unterart (Emys orbicularis orbicularis) reicht weit in nördliche Bereiche Europas. Aufgrund ihres Vorkommens ist diese Unterart dem
mitteleuropäischen Klima sehr gut angepasst und somit für die ganzjährige Freilandhaltung besonders geeignet.

Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis

Unterarten

Von der Europäischen Sumpfschildkröte – Emys orbicularis sind aktuell 8 Unterarten beschrieben. Die für die Freilandhaltung besonders interessante Nominatform Emys orbicularis orbicularis ist in zwei Formen unterteilt.
Emys o . orbicularis I kommt von Polen bis weit in den Osten vor, Emys o . orbicularis II besiedelt u.a. Ostdeutschland, Mittelfrankreich, Einzugsbereich der Donau und Ungarn (Fritz 2003).

Geschlechtsmerkmale

Die männlichen Tiere sind an dem längeren dickeren Schwanz, dem konkav eingedellten Bauchpanzer und den sichelförmig gekrümmten Krallen gut zu erkennen. Zudem haben die ausgewachsenen
Männchen der Nominatform meist rötliche Augen, während die der Weibchen gelb sind.

Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Männchen der Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis

Größe

Die Rückenpanzerlänge der weiblichen Europäischen Sumpfschildkröten (Emys orbicularis orbicularis) werden mit maximal 23 cm für den Typ „I“ und mit maximal 20 cm für den Typ „II“ angege-
ben (Fritz 2003). Die Männchen bleiben kleiner.

Lebensraum

Die Europäische Sumpfschildkröte besiedelt die unterschiedlichsten Gewässer wie Sumpfgebiete, flache Randbereiche von Seen, Tümpel, Bäche, Flüsse, Kanäle sowie Be- und
Entwässerungsgräben. Während im Norden des Verbreitungsgebietes grundsätzlich flache stehende und damit gut zu erwärmende Gewässer besiedelt werden, nutzen die Sumpfschildkröten in süd-
lichen Regionen auch relativ schnell fließende Bäche und Flüsse. Zudem ist die Art im Norden des Verbreitungsgebietes ein reiner Flachlandbewohner, während sie
im Süden auch in höheren Regionen vorkommt (Fritz 2003). Bevorzugt werden Gewässer mit weichem Bodengrund und üppiger Vegetation.

Haltung

Für die Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis ist die ganzjährige Freilandhaltung, bis auf für die Schildkrötenhaltung vollkommen ungeeignete Regionen, zu empfehlen. Sie ist ein idealer Besatz für bepflanzte
Teiche, da sie fast nur tierische Nahrung aufnimmt und so kaum Schäden an der Vegetation verursacht. Noch mehr als bei den meisten anderen Arten ist aber bei der Haltung von Emys orbicularis die
richtige Struktur der Uferbereiche, zu beachten. So sind schon Europäische Sumpfschildkröten aufgrund ungeeigneter Gestaltung der Anlage ertrunken.
Zudem kommt es aufgrund der relativ langen Schwänze der Tiere besonders schnell zu abgebissenen Schwanzenden. Dies lässt sich weitgehend verhindern, wenn auf eine dichte Unterwasservegetation,
ausreichende Strukturierung und einen nicht zu hohen Besatz geachtet wird.

Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Weibchen der Europäischen Sumpfschildkröte – Emys orbicularis

Futter

Fast ausschließlich tierische
Nahrung.

Überwinterung

Halbwüchsige und ausgewachsene Europäische Sumpfschildkröten bleiben in der Freilandanlage. Schlüpflinge werden im ersten und zweiten Winter im Kühlschrank oder kühlen Kellerraum überwintert.

Gruppenzusammensetzung

Die gruppenweise Haltung Europäischer Sumpfschildkröten ist in der Regel vollkommen problemlos, da diese Art nicht zu Aggressionen neigt. Gut geeignet ist eine
Gruppe bestehend aus einem Männchen und drei oder mehr Weibchen. Sollen weitere Männchen in der Anlage leben, empfehlen Mähn (2003) und Wolff (2004) mehrere Teiche innerhalb des
Geheges anzulegen, um so den unterlegenen Männchen Ausweichmöglichkeiten zu bieten. Teilweise akzeptieren dominante Männchen aber auch jüngere Geschlechtsgenossen, wenn diese schon
vor der Geschlechtsreife mit der bestehenden Gruppe vergesellschaftet wurden.

Vermehrung

Die Gelege der Europäischen Sumpfschildkröten unterliegen der temperaturabhängigen Geschlechtsfixierung (TSD Ia Typ). Die Scheitelpunkttemperatur wird für die Unterart Emys o . orbicularis mit
28,6 °C angegeben (Pieau & Dorizzi 2004, 2005). Die Gelege werden von ca. Mitte Mai bis Ende Juni abgesetzt. Bei meinen Tieren (Emys o . orbicularis, Haplotyp IIa) werden 1–2 Gelege mit jeweils 8–13 Eiern
abgesetzt.

Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Europäische Sumpfschildkröten – Emys orbicularis beim Schlupf
Europäische Sumpfschildkröten - Emys orbicularis wenige Wochen alt.
Europäische Sumpfschildkröten – Emys orbicularis wenige Wochen alt.

Aufzucht der Jungtiere der Europäischen Sumpfschildkröte

Die Jungtiere sollten in klimatisch geeigneten Regionen in Freilandbehältern aufgezogen werden. Im Terrarium aufgezogene Schlüpflinge der Europäischen Sumpfschildkröte erkranken häufig an
Pilzinfektionen, und die dauerwarme Aufzucht führt schnell zu einem unnatürlichen Panzerwachstum. Wie schon oben für die ausgewachsenen Tiere beschrieben, neigen auch die Jungtiere dazu, sich
gegenseitig die Schwanzspitzen abzubeißen. Auch hier hilft ein dichter Besatz der Aufzuchtbehälter mit Ranken des Hornblatts Ceratophyllum demersum.

Übersichtliche Freilandbehälter für die erste Zeit

Sofort nach Schlupf werden die kleinen Sumpfschildkröten in flachen Hydrokulturbehältern oder flachen Euroboxen im Freiland untergebracht. Als Sonnenplatz dient ein Stück Korkrinde. Zusätzlich werden als Versteck- und Klettermöglichkeit Aststücke, Steine und Hornkraut ins Wasser gelegt. Besonders bei den teils kühlen Temperaturen in den Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst müssen die Tiere die Möglichkeit haben mit Hilfe solcher Einrichtungsgegenstände die Wasseroberfläche durch klettern zu erreichen. Der Wasserstand wird in den Freilandbehältern in dieser Zeit wegen der Gefahr des Ertrinkens so hoch wie die Panzerbreite des größten Tieres gehalten. So können einerseits auf den Rücken gefallene Tiere sich selbständig umdrehen, andererseits ist der Wasserstand nicht allzu hoch, so dass die, bei niedrigen Temperaturen klammen, Jungtiere trotzdem die Wasseroberfläche ohne Probleme erreichen können. Die Behälter sind mit einer Maschendrahtabdeckung zum Schutz vor Katzen, Krähen, Mardern u.a. versehen. Bei kühler Witterung werden die Behälter ganz oder teilweise mit Glas- oder Doppelstegplatten abgedeckt um durch den Frühbeeteffekt die Haltungstemperatur zu erhöhen. Da sich die relativ kleinen Behälter abgedeckt sehr schnell erwärmen achte ich darauf, dass die Abdeckungen bei unerwartet warmer Witterung früh genug entfernt werden.

Hydrokulturbehälter eignen sich hervorragend zur Freilandaufzucht von Wasserschildkrötenschlüpflingen
Hydrokulturbehälter eignen sich hervorragend zur Freilandaufzucht von Wasserschildkrötenschlüpflingen

In diesen Behältern werden die Europäischen Sumpfschildkröten bis zu einem Alter von 2 Jahren aufgezogen.

Ab dem 4. Lebensjahr werden die Jungtiere der Europäischen Sumpfschildkröte in einem kleinen Aufzuchtteich gehalten.
Dieser hat an der tiefsten Stelle einen Wasserstand von ca. 30 cm. Zum Ufer hin gibt es größere Flachwasserbereiche mit einer Wassertiefe von 0 – 10 cm. Wie auch in der Anlage für die adulten Sumpfschildkröten ist die Folie mit einer rau strukturierten Betonschicht verkleidet. Die Anlage kann bei kühler Witterung mit Doppelstegplatten zur Temperaturerhöhung abgedeckt werden. Auf diese Weise wachsen die kleinen Emys orbicularis relativ ungestört unter naturnahen Bedingungen auf.

Aufzuchtteich für Wasserschildkröten ab ca. 3-4 Jahren
Aufzuchtteich für Wasserschildkröten ab ca. 3-4 Jahren

Ideal ist auch die Anlage eines Aufzuchtteiches in einem Frühbeet mit automatischem Fensterheber. Eine Beschreibung finden Sie hier.

Aufzuchteich im Frühbeet mit automatischem Fensterheber

Aufzuchtteich für Wasserschildkrötenschlüpflinge
Aufzuchtteich im Frühbeet

Sonstiges

Da es in Österreich, der Schweiz und auch in Deutschland an einigen wenigen Stellen noch ursprüngliche Vorkommen von Emys orbicularis gibt, ist besonders auf die Gefahr der Faunenverfälschung durch Entlaufen oder
Aussetzen der gehaltenen Emys orbicularis zu achten.

Durch Einmischung fremdländischer Europäischer Sumpfschildkröten in heimische Populationen entstehen nicht nur Mischlinge verschiedener Unterarten, sondern die im Laufe langer Zeit herausgebildete Anpassung an die klimatischen Verhältnisse im Norden des Verbreitungsgebietes würde verloren gehen. Hierdurch könnten die letzten heimischen Populationen in ihrem Fortbestand gefährdet werden (Schneeweiss 2003). Bei der Vermehrung von Emys orbicularis wurden vielfach verschiedene Unterarten miteinander gekreuzt, so dass es sich in Beständen vieler Züchter um Mischlinge handelt. Hält man einen Bestand an Ursprungstieren aus früheren Zeiten, sollten diese möglichst genetisch getestet und in Gruppen des gleichen Gentyps zusammengehalten werden, um das weitere Vermischen der Unterarten so weit wie möglich zu verhindern.

Abgabe meiner eigenen Nachzuchten

Jedes Jahr habe ich Jungtiere aus meiner eigenen Nachzucht abzugeben. Bei Interesse schauen Sie bitte auf meine Abgabeseite. Dort finden Sie meine abzugebenden Jungtiere.

Sollten schon alle Jungtiere vergeben sein, kann ich Sie aber auch in meine Reservierungsliste aufnehmen. Bitte senden Sie mir ein Mail an info@schildkroetenteiche.de
Ich melde mich dann sobald wieder Tiere abgabebereit sind.

Mein Buch zum Thema

Zum Thema *„Freilandanlagen für Wasser- und Sumpfschildkröten“ habe ich ein Buch veröffentlicht welches ich Ihnen hiermit empfehlen möchte.

Weitere Literatur

Links

zur Zeit finden Sie noch unter
https://www.schildkroetenteiche.de/emys.htm
meine alte Seite mit allen Informationen

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